„Der Zeitfaktor“ ist eine Zeichnung auf einer Übermalung eines alten medizinischen Drucks. Ich habe für die Ausstellung „Zwischen schwarzen Brüsten“, die im Rahmen der Wiener Festwochen in Kooperation mit Ulrich Mühe in der Kunsthalle im Museumsquartier 2005 präsentiert wurde, einen graphischen Zyklus erarbeitet.
Diese Serie entstand zu Heiner Müllers Theaterstück „Der Auftrag“, das in der Regie von Ulrich Mühe zeitgleich in der Kunsthalle aufgeführt wurde. Die Zeichnung „Peru“ bezieht sich auf den Text „Der Mann im Fahrstuhl“, der ein Text im Text ist. Für Heiner Müller ist – wie für mich auch – Text Material.
„Beim nächsten Halt lese ich auf dem Etagenanzeiger über der Fahrstuhltür mit Schrecken die Zahl Acht. Ich bin zu weit gefahren, oder ich habe mehr als die Hälfte der Strecke noch vor mir. Entscheidend ist der Zeitfaktor. FÜNF MINUTEN VOR DER ZEIT / IST DIE WAHRE PÜNKTLICHKEIT. Als ich das letztemal auf meine Armbanduhr geblickt habe, zeigte sie Zehn. Ich erinnere mich an mein Gefühl der Erleichterung: noch fünfzehn Minuten bis zu meinem Termin beim Chef. Beim nächsten Blick war es nur fünf Minuten später. Als ich jetzt, zwischen der achten und neunten Etage, wieder auf meine Uhr sehe zeigt sie genau vierzehn Minuten und fünfundvierzig Sekunden nach der zehnten Stunden an: Mit der wahren Pünktlichkeit ist es vorbei, die Zeit arbeitet nicht mehr für mich.“ (Textpassage aus „Der Mann im Fahrstuhl“ von Heiner Müller)