Anton Kuh war ein österreichisch-jüdischer Schriftsteller und Journalist. 1919/1920 schrieb er für die linke Wiener Tageszeitung „Der Neue Tag“. Anton Kuhs Text „Österreichisches Lesebuch“ hat mich neben „Die letzten Tage der Menscheit“ von Karl Kraus und „Der Herr Karl“ von Helmut Qualtinger und Carl Merz sehr früh geprägt. Das wurde schnell mein Zugang zu Sprache und Text, nämlich der Zugang über den Humor, selbst bei ernsten Themen. Hier ein Passage aus Anton Kuhs Text „Österreichisches Lesebuch“: „Das Knautschen, die näselnde Abart des Schönbrunner Deutsch, in der die obersten Hundert der Oberen Zehntausend der Habsburgmonarchie verkehrten: das Negligé im Tonfall; die Zunge legt sich da faul zurück wie in einen Klubfauteuil, die Vokale erhalten eine kleine Parfum-Injektion Langeweile aus verengter Nasenhöhle, die >R< werden von der Gaumenplatte aufgepickt wie Krumen einer delikaten Torte, die Lippen öffnen sich zu nicht mehr Atem, als man dem öffentlichen Besitz unbedingt entnehmen muß – und dieser tönende Mundvorrat wird schluckweise konsumiert, zerbröckelt in einer Sauce von Gelächel.“