When in Rome (do as the Romans do)
When no she-wolf (then no Romulus and Remus)
When no Romulus and Remus (then no Rome)
When no Rome (then no Rome)
„Im Zeitalter der Identität scheinen kindliche Phantasien besonders gut zu gedeihen. Das ganze Selbstverständnis richtet sich nun danach aus, woher ich komme oder was für eine sexuelle Identität ich habe. Es ist inzwischen ein bunter Strauss von Identitäten, für deren rechtliche Anerkennung diverse Gruppen kämpfen. Letzten Herbst versammelten sich in Berlin mehrere hundert Menschen, die sich als Hund identifizieren. Dabei bellten und jaulten sie um die Wette.
Genauso phantastisch, also kindisch ist es, wenn Gianna Nannini in einem Interview zu ihrem siebzigsten Geburtstag sagt: «Ich wurde 1983 geboren, bin jetzt also 41.» Andere wollen ihr wahres Alter sogar per Gerichtsentscheid in ihrem Pass zurücksetzen lassen.
Eine Gesellschaft bleibt so im Kindlichen verhaftet. Dabei gilt auch hier: Jedem steht es frei, sich die Identität zurechtzuzimmern, die er will. Andere müssen ihn aber nicht als das ansehen, was er sein will. Das ist auch der Unterschied zwischen Leben und Kunst. Sobald die Behauptung (einer Künstlerin/eines Künstlers, Anm.) aber das Spielerische verliert, wird sie zur Ideologie.
Doch weil Gefühle eine immer grössere Macht haben, wird auf einzelne Interessen viel Rücksicht genommen, werden sie von Mehrheiten willfährig offizialisiert. Gegen das subjektive Empfinden kommt niemand an. Selbstermächtigung ist der neue Gott.“
(Neue Zürcher Zeitung, 5.8. 2024, Birgit Schmid)
THE DORIAN GRAY SOCIETY – Eine Gemäldeserie von Jimmy Zurek
Das Dorian-Gray-Syndrom ist eine psychische Störung. Dieses klinische Syndrom zeigt sich in der Unfähigkeit zu altern bzw. zu reifen und in einer mangelnden Akzeptanz des eigenen Aussehens. Einige Forscher betrachten dies als ein gesellschaftliches Phänomen, als eine Charakteristik des aktuellen Zeitgeistverhaltens. So auch der gegenwärtige infantile Narzissmus, der bereits weite Teile der Gesellschaft erfasst hat. Aufgrund dieser Beobachtungen ist es begreiflich, wenn ich das Dorian-Gray-Syndrom in Zusammenhang mit infantilem Narzissmus bringe. Das bedeutet, dass sich das Phänomen nicht lediglich auf die mangelnde Akzeptanz des eigenen Aussehens, sondern auch auf die mangelnde Akzeptanz des eigenen biologischen Geschlechts bezieht.
Ich behandle in dieser Work-In-Progress-Serie kritisch gesellschaftliche Entwicklungen, die über diese Phänomene hinausgehen. Ich beziehe mich dabei auf philosophische Texte von Lisz Hirn, Byung-Chul Han und Konrad Paul Liessmann.
Der Name des Syndroms bezieht sich auf den Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde, in dem es um die Unfähigkeit zu altern geht. Das Gemälde der non-binären Wölfin ist das erste Bild der Serie und trägt den Titel „THEY : WHEN NO ROME“.
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